Paesaggi selvatici di Berlino – Wilde Landschaften Berlins
Ursula Seeger und ich freuen uns sehr über den schönen Artikel „Paesaggi Selvatici di Berlino“ (Wilde Landschaften Berlins) von Daniela Maurizi zu unserem Buch „geHÄUSe – Zwölf Schleifen zwischen Zellen und Clouds“ sowie die Übersetzung von sechs Gedichten aus dem Band. Der Aritkel und die Übersetzung sind soeben in der Literatur- und Kunstzeitschrift „Morel – Voci dall’Isola“ erschienen.

Hier Auszüge aus dem Artikel (in deutscher Übersetzung):
„Geburten, Schichtungen, menschliche und nicht-menschliche Erinnerungen
Die menschlichen Landschaften sind untrennbar mit der städtischen Natur verwoben, die keineswegs unbeweglich und domestiziert ist, sondern sich an Ort und Stelle einmischt und formt. So hat sich Berlin, eine von der Geschichte durchzogene und verwundete, zerstörte und wieder aufgebaute, geteilte und wiedervereinigte Stadt, im Laufe der Jahrzehnte zu einem einzigartigen und emblematischen Szenario der Metamorphose entwickelt.
Im Einklang mit der Idee, den Gegensatz Natur-Kultur zu überwinden, erforschen und untersuchen Ursula Seeger und Johann Reißer (…) die großen physischen Veränderungen in der Stadt.
In ihrem lyrisch-grafischen Projekt „geHÄUSe. Zwölf Schleifen zwischen Zellen und Clouds“ lassen sie ihren aufmerksamen Blick über die Architektur der Stadt schweifen (…). In zwölf Kapiteln entwickeln Reißer und Seeger das komplexe Zusammenspiel, die Verklammerung und Verschmelzung mehrerer geschichteter Essenzen: Ausgehend vom Gestein und seinem irdischen Gedächtnis und dem nicht-menschlichen Leben der Pflanzen und Tiere im ununterbrochenen Austausch mit dem menschlichen, werden wir Zeuge der Geburt, der Schichtung, des Aufsteigens, des Festwerdens, der Teilnahme an gemeinsamen Metamorphosen, der Auflösung der architektonischen Komplexe des städtischen Lebens.
(…) Wenn wir bewohnen, wenn wir uns niederlassen, verwandelt sich auch das Unsichtbare, die Stille ist keine Stille, sondern ein fernes Echo vergangener Zeiten, die Wand ist eine Haut, die Sprache ist eine Haut, die die Grenzen der Orientierungslosigkeit des Individuums erforscht, das nicht mehr im Zentrum der Schöpfung steht.
Wenn Architektur und Stadt also nicht nur ein menschliches Faktum sind, nimmt auch die Geschichte schräge Konnotationen an, die sich von der Zentralität unserer Erfahrung entfernen, wie in dem Gedicht „Schusszone“, wo die traurige Geschichte der Mauer und das Trauma ihrer Präsenz und Bedrohung durch den Widerstand der Pflanzen oder der Tiere erzählt wird, die sich durch die Barrieren schleichen und Lücken schaffen.
Als Geologen der Sprache erkunden Seeger und Reißer die Mondlandschaft eines Berlins, das sich zwischen Noch-nicht und Nicht-mehr aufspannt, und fangen die Spuren in den peristaltischen Schüben auf, die sich aufbauen und definieren. Es sind Gedichte des Werdens, des Unterwegsseins, in denen die poetische Sprache in geologischen Worten ausstirbt und in archaischen Lemmata und Neologismen wiederkehrt.
(…) Wissenschaft, Architektur, Poesie, Grafik dialogisieren in einem Werden, einem Gesamtkunstwerk, um unsere Kontingenz jetzt sehen zu lernen und Zukunftsszenarien des Lebens auf der Erde zu eröffnen.“
Der komplette italienische Originalartikel und die Gedichtübersetzungen sind hier zu finden: