Letzte Event-Updates
Spurenlesen in Salzburg
Vom 5. bis 8. Mai traf sich die Literaturgruppe dns [die_natur.schreibt], bei der ich nun seit einigen Monate nauch dabei bin, in der ARGEkultur in Salzburg, um Möglichkeiten poetischer Verflechtungen zwischen menschlicher und nichtmenschlicher Natur zu diskutieren. Am letzten Tag gab‘s zum Abschluss des Treffens eine schöne Lesung im Veranstaltungssalon der ARGE.
Es waren wunderbare, in verschiedenster Hinsicht inspirierende Tage! Vielen Dank vor allem an das Salzburger dns-Mitglied Christian Lorenz Müller für die großartige Organisation!

















Unter Fotoreihe: (C) Wolfgang Lienbacher
Drachen und Trommeln
Drackenstein ist ein typischer Burgenname und bedeutet „Fels, auf dem ein Drache lebt“. Von der Burg, die dem kleinen Ort im Landkreis Regensburg den Namen gab, ist heute nichts mehr zu finden. Der Ort setzt sich aus einer Anzahl großzügiger bis herrschaftlicher Eigenheime zusammen. Die Burg scheint gedanklich-architektonisch weiterzuleben.

Im angrenzenden Wald finden sich zahlreiche große, saftig bemooste Steine und kleine Wunderwesen wie dieser Moosrüsseldrack.

Ein Schalenstein direkt neben dem Moosrüsseldrack, angeblich ein Druidenstein oder eine keltische Opferschale, wurde vor wenigen Jahren geklaut. Wonach „jemand aus der näheren Umgebung, der (sich) der Historie verpflichtet gefühlt“, eine Nachbildung an Stelle des verschwundenen Steines sowie ein erklärendes Schild aufgestellt hat.

Am anderen Ende des Weges durch den Wald trifft man, wie mir Waldspaziergänger erzählen, auf einen „Kraftort“, an dem sich in Vollmondnächten eine Trommlergruppe trifft, die über einen Schamanen und eine Facebookseite verfügt.

Unter dem mit Holzeule, Steinkreuz und Glasaugen markierten Ort ist ein winziger Weingarten angelegt. Ob dort Schamanen- oder Drachenwein angebaut wird? Bänkchen und Tisch zwischen jungen Weinstöcke weisen darauf hin, dass man hier jedenfalls gerne einen hebt, mit Blick ins weite Land, auf Bäumen und Hecken, auf Moose und Flechten, auf alte und neue Burgen.

Gerüste / Skelette
Zwischen Lehr- und Schalungsgerüsten, Tonnen- und Spitzgewölben, Wirbeln und Säulenkonstruktionen, Trägern und Steckverbindungen, Klemmen und Normalkupplungen, Exo-, Endo- und Hydroskeletten:
Arbeiten am Kapitel „Gerüste / Skelette“.









Zellen / Kerne
Zellen können wachsen und sich sich zu größeren Verbände und komplexen Gebilden zusammenschließen. Manche Zellen bleiben klein, andere wuchern und verleiben sich andere Zellen ein.
Berlin entstand im Hochmittelalter durch die Gründung von zwei Handelsorten, die sich zusammenschlossen. Ab dem 18. Jahrhundert wuchs die Stadt rasant und schluckte zahlreiche Dörfer, 1920 nahm es sieben Städte in sich auf. Einzelne Teile der alten Kerne sind heute noch zu erkennen.









Momentan gestalten Ursula Seeger und ich das Anfangskapitel unseres Buches zu menschlichen und nichtmenschlichen Gehäusen.
Vom Stammbaum der Möbel, Hausfauna und Häuslichen Tropen
Ursula Seeger und ich arbeiten aktuell am Kapitel „Einrichtungen/Interna“ unseres lyrisch-grafischen Projekts über menschliche und nichtmenschliche Gehäuse. Darin geht es u. a. um das Gewusel von Bücherläusen und Bücherskorpionen zwischen Küchenkrummen und Bücherwäldern, um Familienaufstellungen mit Knarzstufen und Hängeböden und um das Weiterwuchern eines quasi-phylogenetischen Stammbaums der Möbel aus dem 19. Jahrhundert in Richtung Gegenwart.


Putz / Masken
Verschlungene Bäume, versteinerte Träume, Gesichter und Ranken wie aus dem Rechenbuch: Darum geht es in dem Kapitel „Putz / Masken“ aus dem lyrisch-grafischen Projekt zu menschlichen und nichtmenschlichen Architekturen, an dem Ursula Seeger und ich momentan arbeiten.

Zwischen Kabeln und Fluten
Am letzten Mittwoch konnte die Lesung „Zwischen Plüsch und Kabeln“ in der Novilla in Schöneweide nachgeholt werden. Obwohl ein warmer Spätoktobertag, war es da nichts mehr mit Sommerfrische, so dass die Veranstaltung statt im Garten (mit Spreeblick) im Veranstaltungsraum (mit Fenster auf die Spree) stattfand.
Ursula und ich präsentierten teilweise neue Auszüge aus unserem lyrisch-grafischen Projekt über menschliche und nichtmenschliche Architekturen. Begleitend zum Textvortrag zeigten wir eigene Bild- und Videomaterialien und erzeugten Live-Sounds mit Steinfunden, Bauwerkzeugen, Natur- und Baustellenaufnahmen.


Gesteinstransformationen zwischen Land und Wasser
In der Calanque de Port-Miou bei Cassis finden sich interessante Transformationsprozesse.


Seit der Antike wurde dort Kalkstein abgebaut und für die Anlage des Hafenbeckens von Marseille oder für das Herstellen von Sarkophagen verwendet. Später nutzte man die Steine für den Bau der Kathedrale von Marseille oder für Quais dort, in Alexandria oder am Suez-Kanal.


Heute findet man in der Calanque statt Transportschiffen Freizeityachten/boote.

Und unter den alten Steinbrüchen betreiben verschiedene Schneckenarten die Transformation von Kalk in ihre Gehäuse.
Mooswälder
Wilde Mooswälder bei Bruniquel.
Neben und in einem ausgetrockneten Bachbett wuchern hier quasi-tentakuläre Verbindungen von Moosen, Flechten, Bäumen und Büschen, die einem das Gefühl geben, sich durch eine fremdartig-magische Region des Luftozeans zu bewegen.








Übergänge, Schleifen, Märkische Hausangelegenheiten
Hier eine Collage aus dem Kapitel „Übergänge / Schleifen“ aus dem lyrisch-grafischen Projekt zu menschlichen und nichtmenschlichen Gehäusen, an dem Ursula Seeger und ich aktuell arbeiten:
