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Masken und Kanonen

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Andreas Linsenmann schreibt in der NRWZ vom 11. März über mein Romanprojekt „Pulver“ und die Recherchen dazu bei der diesjährigen Fasnet.

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Bahnwärterbefragung

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Erschienen am 23. Februar 2017 in der Esslinger Zeitung

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In Feindesland auf treuer Wacht, nebst Uracher Wurstniederlage

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Im Ersten Weltkrieg wurde nicht nur Munition in unverstellbarer Menge verpulvert. Ebenso wurden in schwindelerregendem Ausmaß lyrische Verse verfeuert. Eine poetische Totalmobilmachung schien das Gebot der Stunde.

In welch prosaischem Umfeld poetische Ergüsse für das Vaterland jedoch gelegentlich stattfanden, zeigt die Esslinger Zeitung vom 22. Dezember 1914, wo der Dank an die Heimat nur unweit von der Uracher Wurstniederlage liegt.

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In folgendem Auszug aus der Esslinger Zeitung vom 29. Oktober 1914 stehen Gedenkverse für einen, der „getroffen sank im Kampf fürs Vaterland“ dagegen unmittelbar neben Anzeigen für Trauerkleider, für Mittelchen zum (Nach)Färben von Trauerkleidern und Liebesgaben an die Front. Wirtschaft, Gesellschaft und Kulturleben stellen sich rasch auf die neuen Realitäten des Krieges ein.

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Bis man den Krieg in seiner ganzen Tragik und Tragweite begriff, dauerte es dagegen wesentlich länger, wie die Lyrikperformance „KATASTROPHEN/FORMEN – Der Erste Weltkrieg in 9 lyrischen Bildern“, die ich am Samstag, den 4. Februar, um 19 Uhr gemeinsam mit vier PerformerInnen im Esslinger Central Theater (einem Jugendstilkino, eröffnet 1913) zeigen werde. Mit über dreißig Gedichten aus vierzehn Ländern wird ein dramatischer Bogen gespannt, der das Umschlagen anfänglicher Kriegsbegeisterung in den Schock über die Gräuel des technisch-industriellen Massenkrieges nachzeichnet. Zudem werden Xaver Römer und Julia Trompeter in dem Sprechduett-Zyklus „KLING SICHTEN“ das Nachwirken des Ersten Weltkriegs auf Sprach- und Lebenswirklichkeiten nachfolgender Generationen beleuchten.

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Weitere Infos sowie Kartenreservierung unter http://www.esslingen.de/site/Esslingen-Internet-2016/node/1072604/Lde/zmdetail_523097448051/index.html?nodeID=523097448051

Der Bau

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„Auf mich hatte der Bau, mit dem großen Festsaal, anschließend Winter- und Palmengarten, im Unterbau die großen Gewächshäuser, auf der Gartenseite verglaste Kegel und Schießbahnen, vielleicht wegen der Seltenheiten aus fernsten Ländern und der geheimnisvollen Schönheit der Kunstgegenstände eine unheimliche Anziehungskraft, und ich konnte stundenlang allein darin herumwandern und alles anschauen und darüber träumen.“

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„Unterhalb der Bilder und auf der anderen Gangseite waren die japanischen Sammlungen aufgestellt. … Im Mittelpunkt stand die größte Seltenheit: zwei vollständige Samurairüstungen, wie man sie sonst nur in Museen zu sehen bekommt. Im Erker gegenüber fingen mit niederen Divans, Teppichen, Kamelsatteltaschen, die orientalischen Sammlungen an.“

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„Allerdings interessierten mich mehr die wunderbaren arabischen Flinten mit Perlmut, Elfenbein, Silberbeschlägen, oft umwunden mit Golddraht…“

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„Es war keine Seltenheit, daß Großvater vormittags um 10 Uhr mitteilen ließ, abends kämen 180 bis 200 Personen zum großen Essen im Saalbau; Musik und Koch seien bestellt. Dann griffen alle Räder ineinander, Mädchen deckten, Kutscher, Gärtner, Jäger, Diener sorgten für Blumen und Palmenschmuck etc. In den Speisekammern hatte Großmutter immer drei vollständige Diners für 300 Personen in Dosen daliegen – bis auf Braten, die, was Wild, Geflügel und Fische anbelangt, immer im Eiskeller eingegraben bereitlagen.“

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„Doch weiter: im Stall, mit Kutsch- und Wagenpferden, Ständen und Boxen, amtierte Robert und sein Sohn, das Robertle. Anschließend ein Zwischenbau mit Geschirr-, Gärtner-, Jägerkammern und entsprechenden Arbeitsräumen, insbesondere die Fellkammer erregte unser Interesse, mit dem komischen Geruch und den aufgespannten Reh-, Dachs-, Marder- und Fuchsfellen und den ausgestopften Vögeln, Uhus und den präparierten Geweihen.“

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„Es ging über in die große Reihalle und -bahn, die sowohl zum Longieren, wie Musikreiten mit Empore und Tribüne eingerichtet war, herrlich nach Lohe und Zirkus duftete. Dahinter im Freien lag ein Sprunggarten, d. h. eine Bahn mit Hürden und Hindernissen.“

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Panikschleifen zum Fest

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Meine Damen und Herren, meine Herren und Damen: Wir möchten Ihnen eine ganze besondere Freude machen. Öffnen Sie Ihre Ohren gleich jetzt für dieses exklusive Weihnachtspaket, präsentiert von Johann Reißer und D(e)adson, D(e)adson und Johann Reißer.

Widerstehen Sie der Verlockung nicht. Lassen sie sich von unseren festlichen Schleifen überzeugen. Nutzen Sie die Gelegenheit. Nur jetzt. Nur für Sie. Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit.

(Ausschnitte aus dem Poetry’n’Drum’n’Bass-Auftritt von mir  und D(e)adson im Dezember 2016 auf dem Weihnachtsmarkt Esslingen. Texte: Johann Reißer, Musik: D(e)adson (David Malys und Gabriel Saldivia Diaz))

„Es geht um die Suche nach den vielen Wahrheiten.“

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So Marlene Streeruwitz in ihrer Laudatio, die sie am 16. November im Esslinger Rathaus zur Begründung der Verleihung Bahnwärterstipendiums für Literatur 2016 hielt. Ein ganz herzliches Dank nochmals für diese Rede, durch die ich mich sehr geehrt fühle!

Hier ein Artikel der „Esslinger Zeitung“ über den Abend, unten Auszüge aus der Laudatio.

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Laudatio von Marlene Streeruwitz am 16. Oktober 2016 in Esslingen

(Veröffentlichung der Auszüge daraus mit freundlicher Genehmigung von Marlene Streeruwitz)

Warum der und nicht die. Warum nicht eine ganz andere Person. Auswahl. Auswählen. Es hat immer den Anflug von Ungerechtigkeiten. (…) Erinnerung an Geschwisterrivalitäten steigen auf. Mir geht es selbst so. Sogar wenn ich selbst ausgewählt werde, frage ich mich all diese Fragen. Und. Der Wunsch auf eine Hierarchielosigkeit in allen Dingen tritt in den Vordergrund und wird gleich wieder in den Hintergrund verschoben. Die Welt funktioniert nicht so, heißt es dann. Im Gegenteil. Die Welt braucht Einteilung.

Nun. Das glaube ich nicht. Und. Selbstverständlich kann ich mir sehr gut vorstellen, dass alle Literaturschreibwilligen ihr Auskommen haben sollten. (…) Denn. Es geht um eine zu schützende Art. Die Literatur. So, wie wir sie nun als selbstverständlichen Bestandteil unserer Kultur seit etwa 300 Jahren kennen. Diese Literatur. Also ein von einer Person verfasster Text, der ohne Änderung oder Zensur abgedruckt, der damit vervielfältigt wird und für den diese eine Person in der Urheberschaft die volle Verantwortung übernimmt. Diese Literatur. Also die Literatur eines autonomen Textbegriffs, der sich gegen jeden Eingriff von außen richtet und sich nur auf je diese eine Person zurückführen lässt. Diese Literatur ist längst ein Minderheitenprogramm.

Da ist zunächst die digitale Revolution, die immer fortschreitend die Möglichkeiten der einzelnen Stimme auflöst und zwingt, sich in Netzwerke zusammenzutun. (…)

In den letzten 30 Jahren hat sich eine Schonung der Literatur vor politischer Kritik eingebürgert. Das hat mit vielen Faktoren zu tun. (…) Während in den 90er Jahren die Feuilletons aller Zeitungen vergrößert wurden und auf Grund des Cultural Turns dieser Zeit alle Themen an sich ziehen konnte. (…) Der alte Typ „Verleger“ trat ab und niemand wollte noch die Verantwortung für Experimente übernehmen. (…)

Erinnern  wir uns. Literatur. Wie wir sie hier verstehen. Diese Literatur benötigt Demokratie. Nur in dem vertragstheoretischen Modell der Demokratie kann es die Freiheit geben, die notwendig ist, Autonomien zu entwickeln, die aber eben nicht einen Anspruch auf Totalität erheben. Das wiederum bedeutet, dass wir immer wissen sollten, ob ein Text sich dieser Freiheit bedient und sie als Text selbst wieder ermöglicht. Ob also ein Text demokratisch geschrieben, demokratisch gelesen werden kann. (…)

(…) auch hierin liegt ein Grund, Johann Reißers Texte zu lesen. Er sagt zu seinem Romanprojekt „Pulver“: „So soll in zehn motivisch verbundenen Episoden vom Geschäft mit Krieg und Tod erzählt werden, von Liebe (zum Schönen) und Naturunterjochung, von Normenstrenge und Lebenslust, von Ideologie und Maskenspiel. Im Brennglas einer kleinen Stadt sollen dabei nicht nur zentrale Aporien der deutschen Geschichte und der industriellen Moderne lebendig werden, sondern auch immer wieder politisch-gesellschaftliche Alternativen und Visionen einer anderen, besseren Welt aufscheinen.“ Es geht also um die Schilderung der Perspektiven, um eine Perspektive zu bekommen. Es geht nicht um die Fixierung einer Wahrheit. Es geht um die Suche nach den vielen Wahrheiten. Das ist dann jene Freiheit, die sich im Lesen als Vergnügen am Text zeigt, der einen oder eine auch befragt und nicht schon alles weiß.

Wenn wir nun insgesamt in eine Post-Post-Situation geraten sind. Wenn wir nun wirklich an eine Zeitenwende geraten sind. Wenn die Zeiten der Geschichtslosigkeit vorbei sein sollten und wir wieder in den Strudel törichter Entscheidungen gezogen werden und uns erinnern müssen, wie das war, wenn Fürsten oder Kaiser ihre einsamen Entschlüsse fassten. Dann wünsche ich mir von Johann Reißer, dass er den Aktionismus, den er in seinem Exposé verspricht zum Vorschein bringen wird. Er schreibt da, „Ich würde mich sehr freuen, meine Gedanken im Rahmen des Esslinger Bahnwärterstipendiums weiterzuführen und in Literatur zu verwandeln, die den LeserInnen, HörerInnen oder ZuseherInnen ebenfalls die Möglichkeit gibt, weiterzudenken.“

Wenn es also etwas Dramatisches werden kann, dann hoffentlich etwas ähnlich Verrücktes wie Sie es in dem Text „Land, Maschinen, Paradies.“ lesen können. Der Autor erzählt uns die Geschichte einer heutigen Säkularisierung des Paradieses in einer ländlichen Umgebung.

Wie und was der Autor da macht, möchte ich einmal nur anhand der Raumbezüglichkeiten dieses Texts ergründen.

Zunächst finden wir mit dem Titel „Land, Maschinen, Paradies.“ eine Aufzählung vor. Der Raum Land wird durch das Instrument der Maschinen vom Raum Paradies getrennt. Die Maschinen sind zwischen diese beiden Bezeichnungen eines abstrakten, ja totalen Begriffs von Raum gestellt.

Land. Das bedeutet erst Land, im Sinne von ländlich. Dann kann der Staat damit bezeichnet werden. Erde. Am Ende bedeutet Land allen betretbaren Raum auf der Welt.

Das Paradies wiederum ist der allumfassende, endgültige gute Ort. Das Paradies ist Ziel aller religiöser Kultur und aller anderen Utopien. Paradies das ist ewiger Aufenthalt in allen Sorgen enthobener Umgebung und Flucht ist nie wieder nötig.

Die Anordnung der beiden Raumbegriffe ist in die Höhe ansteigend angelegt. Das Land, das betretbar die irdische Sphäre beschreibt, wird vom Paradies in einem oberhalb gedachten Bezirk überschwebt.

Realität und Fiktion werden so übereinandergestapelt. Die Maschinen  werden zwischen die beiden Sphären geschoben. Ein künstlicher, maschinenbetriebener Übergang ist zwischen diesen beiden Räumen vorgesehen. Als könnte vom Land per Maschinen ins Paradies gereist werden. Oder aufgestiegen. Die Maschinen sind als Medium der Bewegung eingesetzt. Und. Der Plural von Maschine verwandelt die einfache Reihung dieser drei Worte in eine Erzählung.

Stünde der Singular von Maschinen zwischen der abstrakt verwendeten Raumbezeichnung Land und dem ebenso unzählbaren Begriff von Paradies. Hieße also der Titel „Land, Maschine, Paradies.“ es wären 3 Abstrakta, also unzählbare Begriffe aneinandergereiht und es gäbe die beschriebene Bewegung nicht und damit keine Erzählung. Der Plural Maschinen stellt die konkrete Bewegung zwischen dem abstrakten Land und dem abstrakten Paradies her. Im Plural erst werden die einzelnen Maschinen real. Ein eifriges Arbeiten der Maschinen entwirft sich uns. Im Text wird sich dieser Eifer in den verschiedenen Geräuschen und dem Lärm der Maschinen nachdrücklich darstellen.

Der Titel stellt das Programm einer Fortbewegung schräg hinauf her. Von einem realen Abstraktum wird über ein Bewegungsmedium in ein abstraktes Konkretum geführt. Und. Mit dem Punkt nach dem Paradies wird uns signalisiert, dass mit dem Paradies ein Ziel erreicht ist. Nach den Kommas nach Land und nach Maschinen ist mit dem Paradies der Punkt erreicht und ein Ende gemacht.

Ein Zitat Johann Baaders wird als Motto unter den Titel gestellt. Damit wird dem räumlichen Programm des Titels in der Bewegung auf das Paradies zu dadaistische Gestik verliehen. Dazu muss man oder frau wissen, dass der Dadaist Johann Baader selbst als Jesus auftrat und das Zitat die Anleitung gibt, wie auf die eingeführten Räume zu schauen ist. „… als ein Spiel höchster Art, das so vielfach verschieden geschaut und erlebt wird…“

Das will der Autor also von uns. Wir sollen vielfach verschieden schauen und erleben. Das ist ein Aufruf zur Teilnahme am Text durch ein Lesen, das durch leserischen Perspektivwechsel vielfach und verschieden auf den Text schaut und damit den Text zu jenem Körper macht, der ein Erleben im Lesen erst ermöglicht. Es ist doch so, dass ein Text. Dass jeder Text eine spezifische Gesamtheit bilden muss, die es dem Leser oder der Leserin ermöglicht, den Text als der, die oder das Andere wahrzunehmen und damit einen Raum herzustellen, auf den geblickt werden kann. Und. Der als der, die oder das Andere das Begehren auslöst, erkannt werden zu wollen. Postkoloniales Schreiben, wie Johann Reißer es hier vorgelegt, ist die Voraussetzung für einen solchen Lesevorgang.

Abstandsloses Eingetauchtsein als Lesen etwa der kulturstiftenden Texte unseres Kanons können den Leser oder die Leserin nicht aus ihrem Raum entlassen. Das liegt am Gebrauch dieser Texte in unseren Kulturen als Bildungsgut im wörtlichen Sinn. Solche Texte werden weiterhin produziert. Aber. Wenn Texte einen Innenraum bilden, aus dem nur der Blick heraus möglich ist und nie der Blick darauf von außen gelingt, dann sind diese Texte Gefängnisse. Der so bildungskulturell eingetauchte Leser. Und. Dieses Lesen erfolgt je schon mit dem eurozentrisch-weißen Blick, der durch Auslassung sexistisch, sich in seiner Hegemonialität nicht einmal mehr männlich nennen muss. Der also immer schon in den Kanon eingetauchte Leser. Er. – Und das können und müssen Frauen und alle anderen nicht hegemonialen Geschlechter in einer kulturellen transgender Bewegung nachstellen – Also. Der kanonische Leser befindet sich in einem ewigen Zustand der Taufe. Nie aus dem einen und als einzig möglichen bezeichneten Raum entlassen, gibt es dann nur den imperialen Blick aus dem Raum hinaus. Und. Die Unterhaltungsindustrie stellt diesen Blick nach und erfrischt mit jedem neuen unterhaltenden Schauen auf einen Text diese Perspektive von innen nach außen. Politisch setzt sich das in Identitäten fort, die nur noch sich selbst kennen und für die alle anderen die anderen bleiben, während sie selbst in einem ewigen Zustand der Auserwähltheit verharren.

Johann Reißer legt uns schon mit dem Titel und der Widmung zu seiner Novelle das Gegenprogramm vor. Und. Auf den ersten beiden Seiten wird das Panorama der Entfaltung von Vielfalt in einer Rahmenerzählung präzise vorgelegt.

Die Ich-Figur des Texts blickt durch Panoramafenster auf den Brand des Paradieses. Die Ich-Figur wird vom Großonkel in die Wohnstube seiner Großeltern geführt. Das Feuer verfolgt ihn. Die Ich-Figur stößt eine Vitrine mit Erinnerungsstücken um. Eine Flut funkelnder Dinge ergießt sich über die Ich-Figur. Die funkelnden Dinge zerklirren am Boden. Die Ich-Figur schaut wach in die Dunkelheit und fühlt sich durch den Traum gezwungen, zu einer Bergwanderung aufzubrechen. Die Freundin des jungen Manns bleibt liegend zurück, während er in die Berge aufbricht. Dann plötzlich sind wir in der Gegenwart und die Ich-Figur sitzt auf der Bank vor dem Wald und es ist kühl. Der Altweibersommer verwandelt sich in Zugvögel.

Die Ich-Figur erscheint erst abgetrennt. Wir schauen mit ihr durch die Panoramafenster auf den Brand und sind sicher. Dann zerbricht das Glas der Vitrine und die funkelnden Dinge begraben die Ich-Figur. Der Abstand zum Feuer geht verloren. Die Ich-Figur steht auf und entkommt von der Hitze des Feuers in die Kühle am Waldrand.  Mit den Altweibersommerfäden als Zugvögel wird dann sogar der Himmelsraum überwunden. Eine Leseanleitung ist das, die uns beibringt, wie die Bewegungen der Ich-Figur in den Räumen zu lesen ist. Diese Ich-Figur ist nie Herr dieser Räume oder auch schon der Bewegungen, die sie dahinführt. Diese Ich-Figur staunt über die vielen Versionen von Raum, in die sie gerät. Sie staunt sogar über die eigenen Entwürfe von Raum. Wir treffen auf einen Don Quichote – und sind wir das nicht gerade alle -, der sich in immer absurderen Umgebungen findet und sich einen Weg sucht, so gut es geht.

Ich freue mich schon darauf, den Roman „Land, Maschinen, Paradies.“ am Ende der Stipendiatszeit in Esslingen lesen zu können.

Grabungsgenehmigung, Spurenbeauftragung

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Zu meiner offiziellen Begrüßung als Literaturstipendiat in Esslingen schreibt die Stuttgarter Zeitung Folgendes:

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Und auch die Esslinger Zeitung begrüßt:

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Gesang vom Blech

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Gest meinen Einstand als Marktschreier: Auf Esslinger Ruheplätzen des Heiligen Blechles brachte ich unter anderem Gesänge vom Blech zu Gehör.

Denn die Stadt ist der Mundraum des Heiligen Blechles. Ihre Zunge gewalztes und lackiertes Metall.

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O Waia Waga!

Woge, Blechwelle!

Maschinenlust im August

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Bevor ich mich von Pfaffenhofen und der Hallertau verabschiede, werde ich am Freitag, den 12. August, um 19 Uhr noch in der Kreisbücherei Pfaffenhofen lesen. Zu hören gibt’s Auszüge aus Land, Maschinen, Paradies, dem Roman, an dem ich aktuell arbeite, sowie ein paar Gedichte, die bayrische Eigenheiten und Lustbarkeiten beleuchten.

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