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Verschoben: Sommerfrische zwischen Plüsch und Kabeln

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Die Lesung mit Ursula Seeger, Sebastian Unger und mir, die am Mittwoch, 27.7., vor der Novilla in Niederschöneweide stattfinden sollte, muss wegen Corona-Erkrankung verschoben werden. Sie findet nun wahrscheinlich Mitte Oktober statt.

Ursula und ich werden dann Teile aus unserem lyrisch-grafischen Projekt zu menschlichen und nichtmenschlichen Gehäusen vorstellen, wozu ich auch Sounds machen werde. Sebastian wird Essays zu Fragen der Grenzen und der Verdrängung von Natur(en) und Gedichte lesen.

Sommerfrische zwischen Plüsch und Kabeln – unter diesem Motto möchten sieben Berliner Autorinnen und Autoren, die sich im Herbst 2021 in der Dachetage der ehemaligen Plüschfabrikanten-Villa zusammengefunden haben, mit den Moving Poets Berlin zu einer Lesereihe im Sommer 2022 nach Schöneweide einladen und sich und Gäste ihrer Wahl vorstellen. Es gibt dort einen malerischen Ort direkt an der Spree zu entdecken, mit Blick auf die Industriearchitektur der Kabel- und Transformatorenwerke Oberschöneweide und vor der Industrialisierung im 19. Jahrhundert Ausflugsort, der geradezu danach ruft, literarisch bespielt zu werden. Lesung Sebastian Unger und seine Gäste Ursula Seeger und Johann Reißer.

Fotos (c) privat

Mit freundlicher Unterstützung von DRAUSSENSTADT – Call for Action, der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und der Stiftung für kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung

Literarische Symbiosen – Lesung mit Ursula Seeger und Marion Poschmann

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Am kommenden Freitag, 24. Juni, werde ich mit Ursula Seeger und Marion Poschmann im Belvedere am Kreuzberg lesen. Ursula und ich werden Teile aus unserem lyrisch-grafischen Projekt zu menschlichen und nichtmenschlichen Architekturen vorstellen und dazu Bilder und Videos zeigen. Marion Poschmann wird aus ihrem mit dem Wortmeldung-Preis ausgezeichneten Essay „Laubwerk“ lesen und Gedichte vortragen.

Die Lesung findet im Rahmen der Reihe „Literarische Symbiosen“ statt, musikalisch wird sie vom genau genug orkestra begleitet.

Selten wurde die Abhängigkeit menschlichen Lebens von der Umwelt so deutlich wie in Zeiten des Klimawandels. Grund genug, den Abgründen, aber auch Chancen dieser schillernden Beziehung eine literarische Themenreihe zu widmen.

Die Reihe „Literarische Symbiosen“ präsentiert an vier Abenden Autor*innen und Kollektive, die ihr Schreiben der Verbindung von Mensch und Umwelt widmen.

Beginn: 20:00 Uhr, Eintritt 5-8 €
Belvedere am Kreuzberg | Viktoriapark 1, Kreuzberg Straße 32Y | 10965 Berlin http://belvedereamkreuzberg.com

Marion Poschmann (*1969 in Essen) studierte Germanistik, Philosophie und Slawistik und lebt in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen für Lyrik und Prosa, darunter den Bremer Literaturpreis 2021 für den Gedichtband Nimbus und den Wortmeldungen-Preis für kritische Kurztexte für ihren Essay Laubwerk. Ihr Roman Die Kieferninseln stand 2017 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis und 2019 auf der Shortlist des Man Booker International.

Ursula Seeger (*1984), hat ihr Studium an der Kunsthochschule Braunschweig mit einer Ausstellung über poetische Physik und physikalische Poesie abgeschlossen. Literarisch und künstlerisch beschäftigt sie sich mit Natur(wissenschaften), forscht Verhältnissen zwischen Mensch und nichtmenschlicher Natur nach. Sie ist Mitglied der Nature-Writing-Gruppe dns [die_natur.schreibt]. 2021 gewann sie den 1. Preis des Scivias-Literaturwettbewerbs. http://www.farblichtklavier.de/wordpress

Johann Reißer (*1979) ist Autor, Theatermacher und Dozent. Er veröffentlicht Lyrik, Prosa und intermediale Arbeiten. Mit verschiedenen Gruppen führte er eigene Stücke auf, zuletzt WÜSTE-REGEN-FLUTEN. Aktuell arbeitet er an einem Roman zur Geschichte der deutschen Rüstungsindustrie sowie gemeinsam mit Ursula Seeger an einem lyrisch-grafischen Projekt zu menschlichen und nichtmenschlichen Architekturen.

Das Projekt wurde gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e.V.

Bildrechte: Marion Poschmann: © Frank Mädler, Johann Reißer: © privat, Ursula Seeger: © privat, Collage & Gestaltung: © Ursula Seeger

Gebrannte Landschaften

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Collagen zum Kapitel „Schichten/Lagen“ aus dem lyrisch-grafischen Projekt zu menschlichen und nichtmenschlichen Architekturen, an dem ich gemeinsam mit Ursula Seeger arbeite.

Stein um Stein, Stich um Stich

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Derzeit arbeiten Ursula Seeger und ich an dem Kapitel „Schichten/Lagen“ aus unserem lyrisch-grafischen Projekt „Unser Haus“. Darin interessiert uns die Herkunft und das Schicksal verschiedener Baustoffe, so auch das der Milliarden von Ziegelsteinen, mit denen ein guter Teil der Berliner Altbauten errichtet worden ist.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand im Norden Berlins bei Zehdenick eines der größten Ziegeleigebiete Europas. 1910 wurden dort 625 Millionen Mauerziegel in 57 Hoffmannschen Ringöfen gebrannt, die zum größten Teil auf Transportkähnen nach Berlin verschifft wurden.

Für den Tonaabbau wurden immer neue Gruben, sogenannte Stiche, angelegt. Diese tragen oft den Namen der Ziegeleibesitzer, doch auch andere Namen, die etwa auf den Verwendungszweck hinweisen. So findet man neben dem Burgwaller-, dem Faulhaber-, dem Prerauer- und dem Ramin-Stich auch den Mieten-Stich und den Kinder-Stich. Während ich für den Namen des letzteren keine Erklärung finden konnte, ist der Name des Germania-Stichs einfach zu erklären: er diente dem gigantomanischen Germania-Projekt der Nazis.

Zurückgeblieben ist von der riesigen Tonaabbaulandschaft, über der einst ein dichter Wald von Schloten rauchte, heute ein Erholungsgebiet mit zahlreichen Seen, Schwimmstränden, Naturlehrpfaden, einem gesperrten Militärgebiet und Vogelbeobachtungsplattformen. An manchen Uferstellen sieht man unter dem Wasserspielgel aber auch noch Ziegelsteine schimmern, die beim Verladen oder dem Kentern eines Lastenkahnds ins Wasser gefallen sein mögen, Reste einer an dieser Stelle geschürften und ausgehärteten Stadt.

Leckende Archen, löchrige Ordnungen

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Ursula Seeger und ich haben soeben ein Kapitel unseres lyrisch-grafischen Projekts „Unser Haus – Zwölf Schleifen zwischen Zellen und Clouds“ fertiggestellt, das sich mit Mustern und Ordnungen auseinandersetzt, wobei uns u. a. auch die Entwicklung von Einteilungen im Verlauf der Geschichte interessiert hat.

Dass das Ordnen der näheren und ferneren Umgebung und also auch der nichtmenschlichen Natur ein urmenschliches Bedürfnis ist, zeigt sich schon in alten Quellen. So findet isch in einer Beatus-Handschrift aus dem späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert etwa diese Illustration:

Interessanter Weise ähnelt die Einrichtung der Arche Noah hier recht deutlich den Mustern und Setzkästen, die später für das Sammeln und Ordnen von (toten, präparierten) Tieren, Pflanzen oder Mineralien verwendet wurden. Die Rettung vor der Flut, ausgelöst durch den Zorn eines strengen, ordnungsliebenden Gottes über sittliche Unordnung, geschieht in einem akribisch unterteilten Wabenhaus, das zugunsten seiner Ordentlichkeit die Schwimmfähigkeit hintenanzustellen scheint.

Dabei sind immer zwei Wesen einer Art in einem Kasten, konzipiert als minimalistische Reproduktionszelle, untergebracht. Doch erkennen wir darin nicht nur uns bekannte Tierarten, sondern auch eigenwillige Fabelwesen oder Monstren, von dem eines im untersten Stockwerk mit einer Vielzahl von kleinen Köpfen auf einem großen Kopf wohl am groteskesten wirkt (eine Medusa?). Zudem sind diesem Monstertypus zwei getrennte Zellen zugestanden – vielleicht weil die beiden Exemplare im Streit miteinander sind?

In späteren Jahrhunderten erlaubte man sich solche Wildheiten oder Menschlichkeiten beim Ordnen der Natur kaum mehr. Es wurden zunehmend präzise, nüchterne, klar hierarchisierende Muster der Ordnung und der Benennung eingeführt, wie diese Schaukästen aus dem Museum für Naturkunde in Berlin zeigen.

Solche Ordnungsmuster wirken bis in die Gegenwart fort, in der sich naturhistorische Institutionen nun die Aufgabe stellen, die Ergebnisse der Ordnungsanstrengungen früherer Jahrhunderte mit heutiger Technik zu digitalisieren und die entstehenden Daten auszuwerten und über gut geordnete, zugängliche Datenbanken für Nutzer verfügbar zu machen.

Das Museum für Naturkunde in Berlin zeigt dies in ihrer aktuellen Ausstellung.

In dem Projekt, an dem Ursula Seeger und ich arbeiten, sind solche Prozesse Ausgangspunkte für poetische Operationen, wenn wir durchleuchten, wie Menschen sich Behaustheit herstellen, wie sie dabei mit anderen Lebensformen und (Natur)Materialien umgehen und in welchem Verhältnis diese Anstrengungen zu nichtmenschlichen Architekturen stehen.

(Die Beatus-Handschrift, aus der die obige Abbildung stammt, liegt in der John Rylands Library in Manchester, für die Abbildung gilt Creative Commons 4.0 (CC BY-NC-SA 4.0))

Von Bücherstapeln, Ordnung und Inspiration

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Auf literaturoutdoors.com ist ein kleines Interview mit mir in der Reihe „5 Fragen an KünstlerInnen zur Gegenwart“ erschienen. Vielen Dank an Walter Pobaschnig!

Lieber Johann, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Nicht jeder Tag ist gleich, wenn man in verschiedenen künstlerischen Feldern arbeitet und oft mehrere Projekte gleichzeitig am Laufen hat.

Meist beginnt mein Tag mit Emails und Orga-Kram zum Frühstück, um möglichst bald zum Schreiben und Lesen zu kommen, was ich am liebsten in Bibliotheken mache, in Gesellschaft und Austausch mit Büchern und buchaffinen Menschen. Berlin hat viele tolle Bibliotheken, das empfinde ich als großen Reichtum.

Ich liebe aber auch die Zusammenarbeit mit anderen, so in einem Buchprojekt mit Ursula Seeger oder im Herbst bei einem Performanceprojekt zur Klimaentwicklung. Oder wenn ich Kurse zum kreativen Schreiben und zur Philosophie leite.

Darüber hinaus muss Zeit zum Austausch und zur Inspiration bleiben – direkt mit Menschen oder über Medien, bei Kulturveranstaltungen, einem Café oder einem Bier.

Johann Reißer, Schriftsteller, Theatermacher, Dozent

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Sich nicht verrückt machen lassen und nicht den Kopf in den Sand stecken. Nicht das Verbindende aus den Augen zu verlieren und nicht die vielen Probleme jenseits der eigenen Privatwelt.

Die Pandemie lässt einen leicht in Selbstbetrachtung versinken. Dass da drängende Probleme wie die Klima-Katastrophe, große politische Konflikte und humanitäre Krisen ins Hintertreffen geraten, finde ich empörend. Oder dass viele die Zunahme politischer Radikalisierung in unserer Gesellschaft einfach so hinnehmen. Wenn wir wegschauen, wird uns das bald um die Ohren fliegen. Da gibt es genug Beispiele in der Geschichte.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Literatur und andere Künste können dieser Tage Essentielles leisten: zwischen verschiedenen Menschen und Perspektiven vermitteln, die Freude am Gemeinsamen wiedererwecken, deutlich machen, was man alles tun kann und warum es sich lohnt.

Dabei sollten Künstler*innen nicht nur bequeme, vertraute Wege beschreiten, sondern sich auf Veränderungen einlassen, neue Formate erproben, Neues wagen. Und das umso mehr, als man befürchten muss, dass viele Menschen in den letzten Monaten den Kontakt zur Kultur wie auch zu anderen ein Stück weit verloren haben.

Was liest Du derzeit?

Wie immer: ziemlich viel und ziemlich viel gleichzeitig.

Zu meinem Roman über eine Pulverfabrik und die Entwicklung der Rüstungsindustrie: „Jud Süß“ und „Die Geschwister Oppenheim“ von Lion Feuchtwanger, „Die Unverhofften“ von Christoph Nussbaumeder, „Annette, ein Heldinnenepos“ von Anne Weber, Verschiedenes von Thomas Mann, dann Bücher über Festungsbau und Kolonialismus, Biografien von Erfindern und Wirtschaftsbossen der Gegenwart und der Vergangenheit.

Für das lyrisch-grafische Buchprojekt über menschliche und nichtmenschliche Gehäuse, an dem ich mit Ursula Seeger arbeite: Bücher über verschiedene Aspekte der Architektur, über Stadtmorphologie, Geologie und Tier-Mensch-Beziehungen, Gedichte von Marcel Beyer, Marion Poschmann und anderen Lyriker*innen…

Nebenher noch dieses und jenes. Die Bücherstapel werden nicht kleiner.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

In Baruch de Spinozas „Ethik“ heißt es an einer Stelle: „Und weil uns angenehm ist, was wir uns leicht vorstellen können, ziehen die Menschen die Ordnung der Verwirrung vor, als ob Ordnung auch abgesehen von unserer Vorstellung etwas in der Natur wäre.“

Sich nicht zu schnell auf einfache Erklärungsmuster einzulassen, Sortierungen kritisch betrachten – das ist dieser Tage wirklich wichtig.

Vielen Dank für das Interview, lieber Johann, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen vielseitigen Literatur-, Theaterprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler*innen:

Johann Reißer, Schriftsteller, Theatermacher, Dozent

https://johannreisser.com/

Foto_Ursula Seeger

14.1.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

Fluide Regengottheiten, tentakuläre Anpassungen

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Vier Ausschnitt aus „WÜSTE-REGEN-FLUTEN – Eine klimatische Performance“, aufgeführt am 2. und 3. Oktober 2021 auf dem Spreebalkon in der Brommystraße, Berlin-Kreuzberg.

Von und mit Johann Reißer, Camilla Fehér, Xaver Römer.

Klotzen und Quer:stehen in Beton

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Ich hab zwei Betonobjekte zu meinen Gedichten „Klotzen“ und „Quer:stehen“ angefertigt, die eben in der Zeitschrift Prolog – Heft für Zeichnung und Text erschienen sind.

Die Objekte werden vom 10. bis 23.12. im Projektraum io lux (Lehderstraße 119, Berlin) gezeigt.

Texte und Objekte beschäftigen sich mit dem Hochbunker Pallasstraße, auch bekannt als Sportpalast-Bunker, der einige Sprengversuche in den Jahren nach dem 2.Weltkrieg überstand und schlie0lich mit dem Pallasseum-Wohnblock (umgangssprachlich Sozialpalast) überbaut wurde – an dem Ort, wo zuvor der berühmt-berüchtigte Sportpalast stand.

Die Gedichte entstanden im Rahmen des lyrisch-grafischen Buchprojekts zu menschlicher und nichtmenschlicher Architektur, an dem ich mit Ursula Seeger arbeite.

Öffnungszeiten io lux: Mi, Do, Fr 17-20 h, Sa 14-18 h

Verstärkte Steine, Text & Bild

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Am letzten Freitag haben Ursula Seeger und ich unser Buchprojekt zu menschlichen und nichtmenschlichen Architekturen in dem neueröffneten Kulturraum „Belvedere am Kreuzberg“ vorgestellt.

Zu den gemeinsam vorgetragenen Gedichten zeigten wir Fotos, Collagen und Videos und machten Sounds mit verstärkten Steinen aus dem Kalkwerk Rüdersdorf.

Es lasen zudem noch Lars-Arvid Brischke, Elke Cremer und Anton Humpe, das Duo BUM machte Musik.

Vielen Dank an Lutz Steinbrück fürs Organisieren und Moderieren dieses schönen Abends sowie an das Belvedere-Team!

Fundstücke Rüdersdorf

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Ursula Seeger und ich waren nun ein zweites Mal im Kalkbergwerk Rüdersdorf, wo uns vor knapp zwei Jahren die Initialidee zu dem lyrisch-grafischen Band über tierische und menschliche Architekturen kam, an dem wir nun arbeiten.

Hier einige Fundstücke, die wir aus Rüdersdorf mitbrachten:

Und hier eine Aufnahmen der Kalkabbaulandschaft – eine der größten in Mitteleuropa, aus der ein guter Teil von Berlin entstanden ist: